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Life Science Cluster Forum zu datenbasiertem Gesundheitswesen

von Redaktion baselbusiness24
Gesundheitsdaten gewinnen an Bedeutung – für die Forschung und in der Gesundheitsversorgung. Damit sie genutzt werden können, müssen sie von Beginn an routinemässig standardisiert und strukturiert digitalisiert werden. Wie eine datenbasierte Gesundheitswirtschaft Realität werden kann, darüber diskutierten Akteure der Life Sciences-Industrie mit rund 250 Gästen am diesjährigen Forum des Life Sciences Cluster Basel. Das Ergebnis: Zusammenarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg.

(Basel) Damit eine datenbasierte Gesundheitswirtschaft auch in der Schweiz entstehen kann, müssen Gesundheitsdaten von Beginn an routinemässig standardisiert und strukturiert digitalisiert werden. Dazu fehlen bislang die Infrastrukturen. Am diesjährigen Forum des Life Sciences Cluster Basel der Handelskammer beider Basel diskutierten wichtige Life Sciences-Akteure Lösungsansätze zur Entwicklung eines Gesundheitsdatenökosystems – darunter Severin Schwan, CEO Roche, Nassima Mehira, Vizedirektorin BAG, Norbert Schnitzler, CEO Kantonsspital Baselland (KSBL) und Regierungsrat Lukas Engelberger, Präsident Gesundheitsdirektorenkonferenz. Das Ergebnis: Zusammenarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg.

Die Life Sciences-Industrie, ja das ganze Gesundheitswesen, befinden sich in einem Transformationsprozess hin zu einer datenbasierten Gesundheitswirtschaft. Weltweit entwickelt sich ein neuer Wirtschaftszweig, in dem Gesundheitsdaten so gesammelt werden, dass diese sowohl in der Gesundheitsversorgung als auch in der Forschung und Entwicklung genutzt werden können. «Eine Entwicklung, die auch die Life Sciences-Industrie der Region Basel mitmachen will und muss, wenn unser Wirtschaftsstandort den Ruf als weltweit führend erhalten will», betonte Elisabeth Schneider-Schneiter, Präsidentin Handelskammer beider Basel. Die Schweiz habe den Weg zu einer datenbasierten Gesundheitswirtschaft zwar eingeschlagen, setze aber notwendige Schritte nur zögerlich um.

Life Sciences-Industrie ist Zugpferd der Schweizer Volkswirtschaft

«Die Life Sciences-Industrie ist ein Zugpferd der Schweizer Volkswirtschaft. Damit das auch so bleibt und die digitale Transformation des Gesundheitswesens beschleunigt werden kann, setzen wir gezielt Impulse», so Martin Dätwyler, Direktor Handelskammer beider Basel. «Ich freue mich, dass auch die erstberatende Kommission des Ständerates einstimmig beantragt hat, die zwei vom Life Sciences Cluster Basel initiierten Standesinitiativen der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft anzunehmen, die dies fordern.» Zudem hat der Life Sciences Cluster Basel die Arbeitsgruppe «Gesundheitsdatenökosystem» ins Leben gerufen. Deren Erkenntnisse stellten Jürg Erismann, Präsident Life Sciences Cluster Basel und Standortleiter Roche Basel & Kaiseraugst, Deborah Strub, Abteilungsleiterin Cluster & Initiativen Handelskammer beider Basel, und Bram Stieltjes, Leiter Personalized Health Basel, im Vorfeld der Talk-Runde vor.

«Wir haben in der Region Basel die besten Voraussetzungen, eine schweizweite Vorreiter-Rolle einzunehmen. Vollständig funktionierende Ökosysteme für die Primär- und Sekundärnutzung von Gesundheitsdaten existieren derzeit noch nirgends», begründete Erismann. Das Projekt ist schweizweit einmalig, erläuterte Strub: «Spitäler aus zwei Kantonen, die Pharmaindustrie, Wirtschaftsverbände und das Swiss Personalized Health Network suchen gemeinsam nach kantonsübergreifenden Lösungen.»

Diskutierten am Forum des Life Sciences Cluster Basel (v.l.n.r.): Lukas Engelberger; Severin Schwan, Nassima Mehira, Norbert Schnitzler und Martin Dätwyler (© HKBB)

Gesundheitsdaten aus dem klinischen Alltag
Gesundheitsdaten aus dem klinischen Alltag als Voraussetzung für eine datenbasierte Gesundheitswirtschaft sind zwar vorhanden, aber noch viel zu wenig in einer für die Mehrfachnutzung notwendigen, strukturierten Qualität. Sie liegen meist in Texten vor, die nicht mehrfach genutzt und geteilt werden können. «Für jeden Anwendungsfall müssen sie strukturiert und standardisiert werden. Dies ist sehr aufwändig, langwierig und kostspielig. Ausserdem ist es eine Illusion, dass vorhandene Daten bereits geteilt werden können», berichtete Stieltjes aus der Praxis: «Will man Gesundheitsdaten für die mehrfache Nutzung in der Versorgung und Forschung verfügbar machen, braucht es eine echte digitale Transformation, indem die Erfassungsprozesse im klinischen Alltag geändert werden.» Weiter müssen diese in einer neutralen, sicheren und datenschutzkonformen Datenbank gespeichert werden, um anderen Leistungserbringern sowie der Forschung und Entwicklung in brauchbarer Qualität zur Verfügung zu stehen. Dafür sind koordinierte Investitionen in gemeinsame Infrastrukturen nötig.
Digitalisierung gemeinsam vorantreiben

Welche Bedeutung die Forschung auf Basis digitalisierter Gesundheitsdaten hat, betonte auch Schwan in seinem Referat: «Die Auswertung von anonymisierten Gesundheitsdaten ist Grundvoraussetzung für die Forschung. Wenn dies in der Schweiz nicht möglich ist, dann wandert die Forschung in andere Länder ab. Verlierer wären nicht nur der Life Sciences-Standort, sondern auch die Patientinnen und Patienten. Denn diese verpassen die Chance auf innovativste Therapien.»

Für Mehira hat die Corona-Pandemie gezeigt, welch zentrale Rolle die Digitalisierung im Gesundheitswesen spielt: «Das Datenmanagement im Gesundheitswesen muss verbessert werden, der Stellenwert der Digitalisierung nimmt weiter zu. Im Fokus steht dabei die Verbreitung von einheitlichen Standards, damit Daten ausgetauscht und einmal erhobene Daten mehrfach genutzt werden können. Dies garantiert den Austausch aktueller und qualitativ hochstehender Informationen – zugunsten einer effizienten Versorgung der Bevölkerung sowie der Verbesserung der Forschungsmöglichkeiten. Basierend auf der gesundheitspolitischen Strategie des Bundesrates – Gesundheit2030 – muss die Digitalisierung mit allen Akteuren im Gesundheitswesen vorangetrieben werden. Denn nur, wenn sie von allen mitgetragen wird, kann die digitale Transformation im Gesundheitswesen gelingen. In diesem Sinne werden wir auch die Erkenntnisse des Life Sciences Cluster Forums in unseren Arbeitsgruppen aufnehmen.»

Schnitzler betonte: «Es liegt auf der Hand, dass es ohne die grossen öffentlichen Spitäler wie dem KSBL nicht geht: Wir generieren die relevanten Daten in grosser Menge. Zudem betreiben auch wir Forschung und haben so auch ein Eigeninteresse, dass diese Daten für die Forschung zugänglich gemacht werden. Wenn wir im Netzwerk unser Know-how und unsere Ressourcen bündeln, schaffen wir einen grossen Mehrwert für alle.»

Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg

Zusammenarbeit nannte auch Engelberger als Schlüssel zum Erfolg: «Die Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft steuern gemeinsam die Gesundheitsversorgung der Region. Dabei werden aussagekräftige und vernetzte Daten immer wichtiger. Der Gesundheitsraum ist auch ein Datenraum, und diesen wollen wir aktiv und partnerschaftlich mitgestalten.»

Titelfoto: © baselbusiness24 / Bildlegende: Das Biozentrum der Universtität Basel

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