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Wird die radicant zum Schicksal für BLKB-CEO John Häfelfinger?

von Redaktion baselbusiness24
Per sofortiger Wirkung ernennt der Verwaltungsrat der BLKB-Tochter radicant bank ag Rouven Leuener, Chief Product Officer, und Roland Kläy, Chief Financial Officer, als neue CEOs ad interim in Co-Leitung und trennt sich von Anders Bally. Was als schlichte Meldung daher kommt birgt allerdings erheblichen Sprengstoff.

(Liestal/Zürich) Die radicant bank ag ist eine Tochtergesellschaft der Basellandschaftlichen Kantonalbank und sorgt nun dafür, dass bei der radicant selbst und bei der BLKB unruhige Zeiten herrschen. Mit sofortiger Wirkung trennt man sich vom bisherigen CEO Anders Bally und ernennt Rouven Leuener (Chief Product Officer) und Roland Kläy (Chief Financial Officer) als neue CEO’s ad interim.

Wie das Finanzportal „Inside Paradeplatz“ berichtet, ist bei der BLKB in Liestal wegen der Tochterfirma in Zürich ziemlich „Feuer unter dem Dach“. So soll Bally in einem internen Mail Politiker des Kantons Basel-Landschaft (Mehrheitseigner der BLKB) lächerlich gemacht haben und als „Hinterwäldler“ bezeichnet haben. Das war dann des Guten zuviel. Kann das allein, so kurz vor dem Markteintritt, wirklich der einzige Grund für die Trennung sein?

Vor allem BLKB-CEO John Häfelfinger steht unter Beschuss, denn die radicant ist sein „Baby“ und kommt wesentlich weniger schnell voran als geplant. Schon 70 Millionen wurden verbraten. Die Banklizenz hat radicant schon seit Mai 2022, aber der Start soll erst jetzt diesen März erfolgen. Angesichts dieser Zahlen sollte sich das Mitleid mit Bally auch in Grenzen halten. Aber für Häfelfinger ist die Sache mit Ballys Entlassung längst nicht ausgestanden.

Rouven Lauener (links) und Roland Kläy übernehmen interimistisch die Leitung der radicant bank ag

Die Pressemitteilung der BLKB im Wortlaut:

Der baldige Markteintritt der radicant bank ag stellt einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung der Tochtergesellschaft der BLKB dar. Mit der Ernennung der neuen Co‑Leitung ad interim von Rouven Leuener und Roland Kläy unterstreicht der Verwaltungsrat die Bedeutung dieser entscheidenden Phase.

Seit der Lancierung von radicant im April 2021 war Anders Bally als CEO für den Aufbau und die ersten Entwicklungsschritte verantwortlich. Aufgrund eines unterschiedlichen Führungs- und Kommunikationsverständnisses wurde er in seiner Funktion als CEO per sofortiger Wirkung freigestellt.

«Der Verwaltungsrat der radicant bank ag dankt Anders Bally für sein grosses Engagement beim Aufbau der Bank», sagt Marco Primavesi, Verwaltungsratspräsident der radicant bank ag. «Zudem danke ich Rouven Leuener und Roland Kläy, dass sie die Co-Leitung ad interim übernehmen und wir somit auf erfahrene Kräfte innerhalb der Bank zurückgreifen können, um den bevorstehenden Markteintritt ab Ende März erfolgreich zu gestalten.»

Kommentar von Andreas Müller:

Eine alte Redewendung sagt: „Schuster bleib bei deinen Leisten“ (Apelles, griech. Maler, 300 v. Chr.). Und das zählt nicht zuletzt auch für Regional-Banken.

Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Schweizer Kantonal- und Regionalbanken. Sobald diese ihr angestammtes Gebiet verlassen, nämlich die Betreuung der lokalen Kunden aus Gewerbe und Privaten, geht es in der Regel schief. Kaum eine Kantonalbank, ohne ein dunkles Kapitel in der Firmengeschichte. Noch frisch ist das Debakel bei der Raiffeisen. Die Solothurner Kantonalbank gibt es nicht einmal mehr, sie ist heute ein Bestandteil der Baloise. Das liesse sich beliebig fortführen. Und jetzt auch wieder bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank. Die Finanzierung des Einfamilien-Häuschens in Läufelfingen oder der Kontokorrent-Kredit für eine Schreinerei aus Duggingen sind halt nicht das Gleiche, wie die grosse weite Welt der Vermögensverwaltung und im fernen Zürich ticken die Uhren anders als im beschaulichen Liestal.

Noch ist nichts verloren bei der radicant bank ag, aber erstens müssen Investitionen von bisher 70 Mio. Schweizer Franken zuerst mal wieder eingespielt werden und ob der Start jetzt im März gelingt, das muss sich zuerst zeigen. Das Modell einer digitalen und nachhaltigen Bank kann aufgehen. Aber warum muss man sich dann ausgerechnet in Zürich so aufführen, wie andere Banken und den „Grossen Max“ markieren? Ist das nachhaltig?

BLKB-CEO John Häfelfinger stehen unruhige Zeiten bevor und der Start von radicant wird auch für ihn eine Bewährungsprobe. Die vom gefeuerten radicant-CEO Adrian Bally lächerlich gemachten Politiker aus dem Baselbiet entscheiden dann über Häfelfingers Schicksal bei der BLKB.

https://radicant.com/de/

Fotos: © BLKB/radicant / Bildlegende: Hinter den Mauern am BLKB-Hauptsitz in Liestal rumort es.

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