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Was bedeutet die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS?

von Redaktion baselbusiness24
Die Welt, die Schweiz und auch die Region Basel wurden am Wochenende mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, unter Zwangsverordnung des Bundesrates, mehr oder weniger überrascht. Die „Fusion“ wurde ja schon länger gehandelt, aber dass man so einen „Big-Deal“ an einem Wochenende durchzieht, ist schon erstaunlich, wenn auch sicher schon vorher im Geheimen vorbereitet. Was bedeutet das aber für die Schweizer Wirtschaft, insbesondere für den Finanzplatz Schweiz und auch für die Region Basel. Sicher ist nur, dass vor allem für die Angestellten der beiden grössten Banken sicher bald nichts mehr so ist, wie vor dem vergangenen Wochenende. Es wird ein Geschacher um die Arbeitsplätze und um Kaderpositionen geben. Unter Beschuss steht auch der Verwaltungsrat der Credit Suisse, bei dem man sich fragen muss, ob man das Desaster nicht hat kommen sehen. Fragwürdig bleibt auch, ob eine Regierung wirklich befugt ist, so eine „Zwangsübernahme“ anzuordnen. Die ersten Klagen und Schadenersatzforderungen von geschädigten CS-Aktionären werden schon vorbereitet.

Von: Andreas Müller

(Zürich/Basel) Das Wochenende vom 18. und 19. März 2023 wird in die Geschichte der Schweiz eingehen, wie seinerzeit das Grounding der Swissair. Nicht vergessen werden darf, dass damals 2001 ausgerechnet die UBS die Reissleine gezogen hat, wegen einer, aus heutiger Sicht lächerlichen, Milliarde Schweizer Franken. Nur sieben Jahre später (Finanzkrise) mussten die Schweizer Steuerzahler die gleiche UBS mit einer Finanzspitze von 66 Milliarden Schweizer Franken vor dem Untergang retten. Zwar hat die UBS das Geld sehr schnell mit Zinsen zurückbezahlt, ein gutes Geschäft für die Schweiz also, aber es ändert nichts daran, dass schon damals eine Grossbank vor dem Untergang gerettet werden musste. Übrigens hat die UBS die Finanzkrise von damals wesentlich mit angestossen.

Ausgerechnet die UBS

Sitz der UBS am Bankenplatz in Basel

Nun traut man also genau dieser UBS zu, dass sie den „Den Karren aus dem Dreck zieht“! Diesmal helfen die Steuerzahler mit bis zu 200 Milliarden. Zwar nicht als Kredit, aber via die Nationalbank als Absicherung. Dafür darf die UBS für lächerliche 3 Milliarden Franken die Credit Suisse übernehmen.

Die UBS schwimmt zur Zeit auf einer Erfolgswelle, aber wer den Verlauf der Geschichte verfolgt, so hält der Erfolg einer Bank immer nur von einer Grössenwahnwelle zur nächsten. Die Banken erhitzen die Geschäfte und reizen sie aus, bis die Blasen platzen. Es zählt das Motto: „Mitnehmen was geht“, den Rest besorgen dann die Staaten, die mehrheitlich wohlwollend zuschauen, bis es kracht.

Wie heute zu lesen war, sollen bei der Credit Suisse die Boni weitergezahlt werden. Doch was ist ein Bonus? Im Gabler Wirtschaftslexikon wird Boni im Zusammenhang mit einer Vergütung so definiert:

Bestandteil des Einkommens: in Abhängigkeit vom Unternehmensgewinn gezahlter variabler Bestandteil der Vergütung, v.a. von Managern großer Unternehmen.“

Bei der CS darf man dann wohl zu Recht die Frage stellen, wo denn der Erfolg war in den letzten Jahren und warum dann ein Bonus…..? Allerdings darf man sich das auch bei andern Konzernen fragen.

Und sicher feiern sich jetzt die Manager der UBS sich auch für die Übernahme der CS, auch wenn diese unter gütlicher Mithilfe des Staates erfolgt ist.

Banken rennen von Skandal zu Skandal und Millionen sind „Peanuts“

Der Skandal (nichts anderes ist es) um die Credit Suisse reiht sich ein in eine lange Liste von Bankskandalen rund um die Welt. Keine einzige Bank darf mit dem Finger auf eine andere zeigen. Davon ausgenommen sind auch nicht die kleinen Provinz- und Regionalbanken, wie die jüngsten Beispiele der Basellandschaftlichen Kantonalbank, (70 Millionen in die radicant Bank) oder auch die Posse um die Raiffeisen mit dem ehemaligen CEO Pierin Vincenz. Das sind aber nur die jüngeren Beispiele einer langen Tradition von Bankenerschütterungen. Und immer ist es die ungezügelte Gier, die zu diesen Skandalen geführt hat.

Unvergessen ist auch die „Peanuts-Aussage“ (1994) des damaligen Chefs der Deutschen Bank, Hilmar Kopper, im Zusammenhang mit verlorenen Millionen-Krediten für Handwerker in Deutschland. Auch die Pleite der Lehman-Bank in den USA erhitzt bis heute die Gemüter.

Ein Unternehmer kann Pech haben. Ein Kunde zahlt nicht, eine Wirtschaftskrise oder ein Grosskunde springt ab, all das kann eine Firma schon einmal in Schwierigkeiten bringen. Aber nicht so eine Bank. Diese verdienen an allem Geld, sogar an Krisen. Sie verlieren nur dann, wenn sie (selbstverschuldete) Risiken eingehen, die von der Profitgier getrieben werden. Interessanterweise müssen die Banken kleinere Kredite bei Handwerkern oder sonstigen KMU-Unternehmen äusserst selten abschreiben, dort sichern sie sich ab. Aber im Grossen, da wird geklotzt und gekleckert, Hauptsache man ist dabei. Und wenn es knallt, dann kommt ja der Staat.

Wer hat es nicht schon einmal erlebt, wenn er in der Bank sitzt und einen Kredit möchte. Da wird man von irgendeiner „mastergestählten“ Person, darüber aufgeklärt, wie die Wirtschaft funktioniert, um dann vielleicht nur eine Woche später zu erfahren, dass genau dieselbe Bank, genau diese Regeln bei gewissen Geschäften überhaupt nicht beachtet.

Als die Bänker noch ein Bestandteil des öffentlichen Lebens waren

Auch sind die Zeiten vorbei, wo die Geschäfte noch im Dorf, in der Gemeinde oder im Quartier gemacht wurden. Den Bänker kannte man früher aus dem Gesangsverein, dem Fussballclub oder aus dem Musikverein. Bei einem Gläschen Wein konnte manches Geschäft zumindest angeleiert werden, weil der Bänker auch noch Entscheidungsbefugnisse in einem gewissen Rahmen hatte. Heute verstecken sich die Entscheider und sind unsichtbar. Vorne an der Front, muss dann eine Person den Entscheid verkünden: „Bedauerlich, dass wir ihren Antrag ablehnen müssen. Wenn es nach mir ginge, aber ich kann das nicht entscheiden….!“

Selbstverständlich darf man nicht alle Bankmitarbeitenden über einen Kamm scheren. Und vermutlich genau diejenigen, die seriös und nicht so gierig sind, müssen jetzt bei der Fusion zwischen der UBS und der Credit Suisse um ihren Job zittern.

Die Rolle der Verwaltungsräte

Schaut man sich jetzt die Rolle der Verwaltungsräte der Banken einmal genau an, so erkennt man unschwer das Motto: „Eine Hand wäscht die andere“. Vertreter und Vertreterinnen von Konzernen sitzen dort ein, weil nämlich die Bänker wiederum in deren Verwaltungsrat sitzen. Da tut niemand dem andern weh, getrau dem Motto „Eine Krähe hackt der anderen keine Auge aus“. Die Verwaltungsräte in der Schweiz sind dann noch bestückt, oder besser gesagt ergänzt, mit Quotenfrauen, Wissenschaftern und Wissenschafterinnen oder im Ausland teilweise mit Vertretern der Betriebsräte.

Es erstaunt dann auch nicht, dass zum Beispiel der damalige Roche-CEO im Verwaltungsrat eine bedeutende Rolle gespielt hat. Kann eine Person gleichzeitig eine der grössten Pharmafirmen der Welt führen und eine internationale Grossbank mitführen? Würde man einem Inhaber einer Metzgerei zutrauen, dass er nebenbei noch eine Zahnradfabrik präsidiert? Der Vergleich mag weither geholt sein, aber eigentlich geht doch das allein aus Zeitgründen schon nicht. Es sei denn, man schiebt sich gegenseitig so wichtige Bälle zu, dass es unerlässlich ist. Uebrigens genau heute vor einem Jahr wurde bekannt, dass Schwan den VR der CS verlässt. Zu spät, um sich nicht zu erinnern. Die Zeitschrift „Cash“ schrieb damals von einem Abtritt durch den „Hinterausgang“.

Von den zwölf aktuellen Verwaltungsräten der Credit Suisse sind übrigens sieben Frauen und fünf Männer. Den Vorsitz hat Axel Lehmann inne. Viele davon sind noch nicht allzu lange dabei, aber eigentlich müssten schon beim Einlesen in das Amt die Alarmglocken klingeln. Und es wäre sicher zu begrüssen, dass man die aktuellen und die ausgetretenen Verwaltungsräte (vielleicht der letzten fünf Jahre) zur Verantwortung zieht. Egal, wie ein Verwaltungsrat geschlechtermässig besetzt ist, die Gesetze der Wirtschaft, sind die Gleichen.

Was bedeutet das für die Schweiz….

Die Auswirkungen dieses Deals für die Schweiz sind heute noch nicht absehbar. Einerseits loben Notenbanken und Regierungen in der ganzen Welt das „entschlossene“ Handeln der Schweizer Regierung.

Es bleiben viele offene Fragen:

  • War wirklich eine Zwangsmassnahme des Bundesrates nötig?
  • Hat man jetzt noch Vertrauen in den Schweizer Finanzplatz?
  • Wieviele Kunden werden ihr Geld abziehen?
  • Was bedeutet es, dass es hier jetzt nur noch eine allmächtige Grossbank gibt?
  • Wie lange geht es, bis auch die UBS wieder von einer Gier gepackt wird?

Am meisten leiden werden aber wohl die Mitarbeitenden der beiden Banken, die jetzt fast alle um ihre Jobs fürchten müssen. Die Integration wird viel Ressourcen schlucken und natürlich wird jetzt auch eine grosse Fluktuation eintreten unter dem Motto „Rette wer sich kann“.

….und für die Region Basel

Für die Region Basel werden die Auswirkungen überschaubar bleiben. Auch hier werden einige Mitarbeitende um ihre Jobs bangen müssen und vielleicht wird der markante Bau der Credit Suisse am Bankenplatz bald grossflächige Büroräumlichkeiten anbieten oder ganz einer neuen Bestimmung überführt. Tragisch für die einzelnen betroffenen Mitarbeitenden, aber da ja allerorten von einem Fachkräftemangel gesprochen wird, dürften diese, in der Regel gut ausgebildeten, Menschen wieder eine Beschäftigung finden.

Hier die aktuelle Pressemeldung des Bundesrates zur Situation im Wortlaut

Fotos: © UBS und Credit Suisse / Bildlegende Titelbild: Noch brennen ein paar Lichter am Sitz der Credit Suisse in Basel

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