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Medartis erzielt 2022 trotz Umsatzwachstum einen Verlust

von Redaktion baselbusiness24
Die Medartis Holding AG (SIX: MED), ein auf die Kopf- und Extremitätenchirurgie spezialisiertes Orthopädieunternehmen, meldet für das Jahr 2022 ein Nettoumsatzwachstum von 17,8% (kWk). Der Nettoumsatz stieg im Jahr 2022 um 17,8% (kWk) auf CHF 182,8 Millionen und entsprach damit den Prognosen zur Jahresmitte. Der ausgewiesene Nettoverlust von CHF 5,8 Millionen (EPS -0,49) beinhaltet einmalige Kosten für die US-Integration und die Schliessung in China.

(Basel) Das EMEA-Geschäft trug mit einem Anstieg von 17,3% am stärksten zu diesem Wachstum bei und stärkte seine Wettbewerbsposition. Lateinamerika war erneut die am schnellsten wachsende Region (+27,7%). Der gedämpfte Wachstumstrend in der APAC-Region (3,5%) setzte sich im zweiten Halbjahr fort, was die geringeren Krankenhauskapazitäten für Wahleingriffe aufgrund der verlängerten COVID 19-Erholung in Australien widerspiegelt. Die Wachstumsdynamik in den USA führte zu einem organischen Wachstum von 12,8% (kWk 28,7%).

Die ausgewiesene EBITDA-Marge sank im Jahr 2022 auf 8,9%. Ohne die Einmalkosten in Höhe von CHF 7,2 Millionen im Zusammenhang mit der jüngsten NSI-Akquisition und der Veräusserung des China-Geschäfts belief sich die normalisierte Marge auf 12,8%. Das zweistellige Umsatzwachstum trug dazu bei, die Auswirkungen des höheren Betriebsaufwands (OpEx) auf die Marge etwas abzuschwächen. Im Rahmen der NSI-Akquisition wurden 97 Mitarbeiter in den Bereichen F&E, Qualitätsmanagement, Regulatory Affairs und Produktion übernommen. Seit der Übernahme im Mai hat Medartis US auch wichtige strategische Investitionen getätigt, um die Funktionen Vertriebsmanagement, Marketing und Kundenservice zu verbessern und auszubauen.

Medartis CEO Christoph Brönnimann kommentiert: «Trotz des volatilen Wirtschaftsumfelds bin ich stolz darauf, dass wir weitere Marktanteile gewinnen konnten. Wir verzeichnen in drei unserer vier Regionen ein zweistelliges Wachstum. Die Regionen LATAM und EMEA zeigten starke Leistungen und bauten ihre Wettbewerbsposition aus, während die Region APAC den grössten Teil des Jahres unter einer reduzierten Anzahl von Wahleingriffen litt. Trotz eines zweistelligen organischen Wachstums war es für uns in den USA ein Jahr des Wandels. Mit dem Fokus auf nachhaltiges Wachstum haben wir unsere Aktivitäten an einem einzigen Standort in Warsaw, Indiana, zusammengefasst. Wir haben ein neues Führungsteam eingesetzt und unser Vertriebsnetz wie geplant erweitert. Ausserdem beschleunigen wir das Tempo der Produkteinführungen in den USA und in anderen Ländern. Wir handeln entschlossen und erwarten, dass unsere Massnahmen im Laufe des Jahres zunehmend Wirkung zeigen werden.»

Erfolge in der Fingerchirurgie

Im September unterzeichnete Medartis eine exklusive globale Vertriebspartnerschaft mit Field Orthopaedics aus Australien. Diese strategische Partnerschaft beinhaltet die Aufnahme des NX Nagelsystems in das umfassende Handportfolio von Medartis, das eine Reihe von intramedullären Gewindenägeln und Instrumenten für den Einsatz bei Frakturen, Osteotomien und Non-union-Revisionen an der Hand und am Unterarm umfasst. Das NX-Nagelsystem entspricht dem wachsenden Bedarf der Chirurgen an einer effizienten, weniger invasiven Behandlung, die eine schnelle Genesung der Patienten nach einer Fingerfraktur ermöglicht. NX Nail ist das umfassendste Handnagelsystem auf dem Markt und bietet den Kunden von Medartis neben Platten und CCS-Schrauben zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten. Diese Partnerschaft eröffnet Medartis zusätzliche Wachstumschancen auf dem US-Extremitätenmarkt und möglicherweise auch in anderen Ländern, sobald die behördlichen Zulassungen erteilt sind. Medartis erzielte im vierten Quartal die ersten Verkäufe in den USA.

Verstärkung der Beziehungen zu KeriMedical

Um die Beziehungen zu ihrem strategischen Partner KeriMedical zu stärken, erhöhte Medartis die Beteiligung an dem Unternehmen von ursprünglich 25% auf knapp 30% im Jahr 2022. Zudem hat Medartis kürzlich mit den privaten Gründern eine Vereinbarung über den Erwerb einer zusätzlichen Beteiligung von 18% zu einem Kaufpreis von rund CHF 18 Mio. unterzeichnet. Diese Aufstockung der Beteiligung auf 47% ist ein weiterer Schritt in der Strategie von Medartis, ein One-Stop-Shop für Hand- und Handgelenklösungen zu werden und ihre Präsenz im Gelenkersatz für Extremitäten zu erhöhen. Sie ermöglicht es beiden Unternehmen, nicht nur ihre Beziehungen zu führenden Fachleuten zu nutzen, sondern auch von der Expertise des jeweils anderen in den Bereichen Entwicklung, Zulassung und Innovation zu profitieren. Die Gründungsaktionäre werden im Rahmen dieser Vereinbarung die Kontrolle über KeriMedical SA behalten. Der zusätzliche Aktienerwerb wird voraussichtlich bis zum Ende des ersten oder Anfang des zweiten Quartals abgeschlossen sein und aus vorhandenen Barmitteln, bestehenden Kreditlinien und/oder zusätzlichen Finanzierungsoptionen beglichen.

In der Region EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) entwickelte sich das Geschäft von Medartis sehr erfreulich. Mit einem Wachstum von 17,3% (kWk) gegenüber dem Vorjahr erreichte der Umsatz im Gesamtjahr CHF 91,4 Millionen. Ein Währungsgegenwind von fast 8 Prozentpunkten drückte das Wachstum in der Frankenrechnung. Die DACH-Region, in der Medartis bereits über einen hohen Marktanteil im Bereich der oberen Extremitäten verfügt, wuchs erneut um mehr als 10%. In Frankreich, Grossbritannien, Polen und Spanien betrug das Wachstum über 20%, womit diese Länder zu den am schnellsten wachsenden Märkten gehören. Die 2020 gegründete Tochtergesellschaft in Spanien hat ihre Grösse in nur einem Jahr verdoppelt und Verträge mit den meisten Krankenkassen abgeschlossen. Diese Ergebnisse wurden vor allem durch die kommerzielle Umsetzung, weitere Marktanteilsgewinne bei den Kernsystemen für Hand und Handgelenk und die starke Akzeptanz der in den letzten zwei Jahren eingeführten Produkte, insbesondere der Implantate für die Behandlung des Schlüsselbeins und des Sprunggelenks sowie der vielseitigen CCS-Schraubenverlängerungen, erzielt. In Deutschland, Österreich und Grossbritannien, wo Medartis die exklusiven Vertriebsrechte besitzt, trugen die Verkäufe von KeriMedical ebenfalls wesentlich zum Ergebnis bei und machten rund 30% des Wachstums aus. Im Produktbereich CMF setzte sich in den Kliniken die Migration vom bestehenden Modus-1-System auf Modus 2 fort, wobei das volle Marktpotenzial noch nicht ausgeschöpft ist.

Wachstum in USA bei 28,7 Prozent

Das US-Geschäft von Medartis wuchs um 28,7% (kWk) und steigerte den regionalen Umsatz im Jahr 2022 auf CHF 41,0 Millionen. Darin enthalten ist ein Umsatzbeitrag von CHF 5,1 Millionen aus dem übernommenen NSI Drittparteien-Produktionsgeschäft, das in Zukunft nicht mehr zum Kerngeschäft von Medartis gehören wird. Organisch stieg der Umsatz um 12,8% und verbesserte sich zwischen der ersten und zweiten Jahreshälfte von 9,8% auf 15,5%. Das zweistellige Wachstum ist vor allem auf die starke Nachfrage nach Produkten in Schlüsselindikationen wie Handgelenk, Fussgelenk und Schulter zurückzuführen. Dagegen blieben die Umsätze im Mittel- und Vorfussbereich hinter den Erwartungen zurück. Das Field Orthopaedics Nagelsystem verzeichnete im 4. Quartal seine ersten Verkäufe und erhielt positives Kundenfeedback. Im Oktober erhielt das Unternehmen ausserdem die FDA-Zulassung für das Silikon-Fingergelenkimplantat KERIFLEX® zum Ersatz von PIP- oder MCP-Gelenken, die von rheumatoider Arthritis, Osteoarthritis oder traumatischer Arthritis betroffen sind. Dies ist das erste Produkt aus dem vielversprechenden Portfolio von KeriMedical, das für den Vertrieb in den USA zugelassen wurde. Neben dieser erfreulichen Produktzulassung hat das US-Team im 4. Quartal die Integration von NSI abgeschlossen. Dank der Übernahme von NSI hat sich Medartis US von einer reinen Verkaufsorganisation zu einer vollwertigen Organisation mit F&E, Zulassung, Produktion, Supply Chain und Vertriebssupport entwickelt. In nur einem Jahr wuchs die lokale Belegschaft von 74 auf 185 Mitarbeitende an.

Wie geplant hat Medartis ihr regionales Verkaufsteam innerhalb eines Jahres von 160 auf 220 Mitarbeitende aufgestockt und beabsichtigt, es weiter auszubauen, wobei der Schwerpunkt auf der Steigerung der Produktivität gelegt wird. Die Expansion erfolgte vollständig über unabhängige Handelsvertreter, wobei sich Medartis auf die 20 grössten Staaten konzentriert, die drei Viertel der nationalen Fallzahlen ausmachen. Unter dem neuen Management wurden bestehende Vertreterverträge angepasst und neue Partnerschaften geschlossen, immer mit dem Ziel, die Exklusivität, den Bekanntheitsgrad von Medartis und die Konversionsrate der Chirurgen zu erhöhen. Die vielen neuen Produkteinführungen (z.B. NSI Legacy-Produkte, KeriMedical und Field Orthopeadics) schliessen bestehende Portfoliolücken und ermöglichen es dem Unternehmen, sein Netzwerk von lokalen Meinungsführern (KOL) zu erweitern. Dank dieser Massnahmen ist Medartis zuversichtlich, die Dynamik zu beschleunigen, den Markt zu übertreffen und hat sich ein ehrgeiziges Umsatzziel von rund USD 80 Mio. bis 2025 gesetzt.

In der Region APAC stieg der Umsatz für das Gesamtjahr 2021 um 0,3% auf CHF 32,1 Millionen. Zu kWk belief sich das Wachstum auf 3,5%. Medartis Japan verzeichnete ein starkes Wachstum im Extremitätengeschäft, während die Vertriebsumsätze im Bereich CMF (Kopfchirurgie) geringer ausfielen als in den Vorperioden, was vor allem auf die starke Vergleichsbasis im Jahr 2021 zurückzuführen ist, als der neue Vertriebspartner seine ersten Investitionen tätigte. Die Umsatzentwicklung in Australien und Neuseeland wurde durch die Dynamik im Zusammenhang mit der Pandemie negativ beeinflusst. Seit dem Ausbruch der Pandemie sind die Krankenhauskapazitäten für Wahleingriffe weiterhin gedämpft, was sich insbesondere auf die Produktkategorie Mittel- und Vorfuss auswirkt, da es sich hierbei überwiegend um Wahleingriffe handelt. Das Geschäft in Australien verbesserte sich von 0% im ersten auf 7% im zweiten Halbjahr, aber das Wachstum blieb unter dem Niveau vor der Pandemie.

Im zweiten Halbjahr wurde in der Region APAC die Position des International Sales Manager geschaffen, um die wachsenden Distributorenmärkte in der Region zu bedienen. Die IBRA-Schulungen in der APAC-Region wurden ebenfalls wieder aufgenommen, um die starke Nachfrage nach Weiterbildungsmöglichkeiten sowohl auf Stipendiaten- als auch auf Assistenzarztebene zu decken.

Die Entscheidung der chinesischen Regierung, ein zentralisiertes volumenbasiertes Beschaffungssystem für Medizintechnikprodukte einzuführen, hatte erhebliche Auswirkungen auf die Ausschreibungspreise in diesem Markt und liess Medartis wenig Spielraum, um zukünftig profitabel zu wirtschaften. Als Reaktion darauf hat Medartis ihre strategische Positionierung sorgfältig überprüft und beschlossen, sich aus diesem Markt zurückzuziehen.

Die Region LATAM setzte ihr starkes Wachstum im Jahr 2022 fort. Der Umsatz für das Gesamtjahr stieg gegenüber 2021 um 33,6% auf CHF 18,3 Millionen oder 27,7% in kWk. Die ausgewiesenen Wachstumsraten im zweiten Halbjahr waren niedriger als im ersten Halbjahr, aber das Momentum lag auf einem ähnlichen Niveau, wenn man den Zeitpunkt der Lockerung der COVID-19-Beschränkungen im Vorjahr berücksichtigt. Ein starkes Wachstum war in Brasilien, Mexiko und bei den Distributoren zu verzeichnen. Nach Produktkategorien waren die Produktlinien distaler Radius, Hand und CCS-Schrauben die Spitzenreiter. Medartis konnte sowohl auf dem privaten als auch auf dem staatlichen Markt Marktanteile hinzugewinnen. Das Unternehmen verweist auch auf die Erholung des CMF-Marktes in Brasilien. Nach dem Ende der Pandemie nahm Medartis ihre gewohnte Präsenz auf Messen und Kongressen wieder auf.

Diverse Investitionen

Der operative Cashflow für das Jahr 2022 sank auf CHF -3,9 Mio. (2021: CHF 21,0 Mio.) und war vor allem das Ergebnis einer geringeren Rentabilität, zusätzlicher Set-Investitionen und des Aufbaus von Lagerbeständen. Im aktuellen Umfeld, das durch Unterbrechungen der Supply Chain und längere Lieferzeiten gekennzeichnet ist, verfolgte Medartis einen vorsichtigen Ansatz, um Rückstände bei externen Lieferanten zu vermeiden. Dem Mittelabfluss aus Investitionstätigkeit von CHF 52,9 Mio. stehen Investitionen von CHF 15,9 Mio. im Jahr 2021 gegenüber. Die Differenz ergibt sich hauptsächlich aus den Kapitalbeteiligungen an NSI (erste Tranche von CHF 36,1 Mio.) und KeriMedical (zusätzliche Investition von CHF 3,7 Mio. zur Erhöhung des Kapitalanteils um 4,7% auf 30%). Im Jahr 2022 wurden zudem 7,4 Millionen mehr Kapitalinvestitionen für Sachanlagen (CAPEX) getätigt. Der Mittelabfluss aus der Finanzierungstätigkeit in Höhe von 3,9 Mio. CHF ist nahezu unverändert und beinhaltet hauptsächlich die Rückzahlung von Leasingverbindlichkeiten. Per 31. Dezember 2022 verfügte Medartis über Barreserven von CHF 20,6 Millionen (2021: CHF 82,6 Millionen). Zusätzlich zu diesen liquiden Mitteln in der Bilanz hat Medartis mit zwei Banken einen Kreditvertrag in Höhe von CHF 40 Mio. abgeschlossen, um den zukünftigen Cash-Bedarf zu sichern und zusätzliche finanzielle Flexibilität zu gewinnen.

Rücktritt im Verwaltungsrat

Das langjährige Verwaltungsratsmitglied und derzeitiger Vorsitzender des Human Resources & Compensation Committee (HRCC), Dominik Ellenrieder, hat sich entschlossen, an der kommenden Generalversammlung aus dem Medartis Verwaltungsrat auszuscheiden, um sich ganz auf seine strategischen und operativen Tätigkeiten bei der Sentec AG zu konzentrieren. Marco Gadola, Präsident des Verwaltungsrats, kommentierte: „Dominik Ellenrieder ist seit dem Jahr 2000 in unserem Verwaltungsrat und hat in den Gründungsjahren, als wir noch ein privates Unternehmen waren und auch später als börsennotiertes Unternehmen, eine entscheidende Rolle gespielt. Wir danken Dominik Ellenrieder herzlich für seinen Einsatz, sein unermüdliches Engagement und seinen enormen Beitrag zum Unternehmen in all den Jahren. Dominik Ellenrieder ist ein Kernaktionär und hat betont, dass sein Ausscheiden aus dem Verwaltungsrat keinen Einfluss auf seine Sichtweise als langfristiger Aktionär hat.“ Sein Sitz im Verwaltungsrat wird nicht ersetzt. Das unabhängige Verwaltungsratsmitglied Damien Tappy wird als neuer Vorsitzender des HRCC-Ausschusses vorgeschlagen.

Für 2023 optimistisch

Vor dem Hintergrund einer anhaltenden Erholung bei den Wahleingriffen und den Krankenhauskapazitäten ist Medartis optimistisch, das organische Umsatzwachstum um voraussichtlich 15% bis 18% zu steigern. Zur Unterstützung weiterer Wachstumsinvestitionen strebt Medartis eine Ausweitung der normalisierten EBITDA‑Marge auf 13%-15% im Jahr 2023 an, indem das Unternehmen von seinem operativen Hebeleffekt profitiert. Mittelfristig konzentriert sich Medartis auf die Erweiterung ihres Portfolios und die Aufrechterhaltung ihres Innovationsvorsprungs, der ein Schlüsselfaktor für die Gewinnung weiterer Marktanteile sein wird.

Foto: © Medartis

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